Juristische Fakultät

Erfahrungsberichte über die Examensvorbereitung

Erfahrungsbericht über die Examensvorbereitung von Christoph Fischer, Claudio Seis und Florian Grießer

jeweils zweistelliges Ergebnis in der Staatsprüfung

Wahrscheinlich gibt es keine Art der Vorbereitung, die für alle gleichermaßen passt. Jeder muss den für sich geeigneten Weg finden und diesen auch in gewissen Abständen evaluieren und gegebenenfalls anpassen. Unsere Art der Vorbereitung kann also nur Ideen und Anregungen geben.

Unsere Lerngruppe besteht aus vier KommilitonInnen. Wir drei sind bereits im Frühjahrstermin 2019 in die schriftliche Prüfung gegangen; die vierte im Bunde dann im Herbsttermin.

Insgesamt haben wir uns etwa drei Semester für die Examensvorbereitung genommen; im ersten Semester absolvierten wir jedoch noch die mündliche Schwerpunktsprüfung. Während der ersten beiden Semester haben wir den Großteil des Examensstoffs erarbeitet. Im dritten Semester haben wir dann individuell noch kleinere Themen oder Nebengebiete nachgeholt sowie einiges wiederholt und bestimmte Punkte vertieft.

Vorlesungsbesuche

In den ersten beiden Semestern haben wir die Examinatorien im Zivilrecht, im Öffentlichen Recht, im Handels- und Gesellschaftsrecht sowie ausgewählte Ferienexaminatorien besucht. Vereinzelt gingen wir noch in Vorlesungen zum Strafrecht.

Zudem haben wir im dritten Semester Zwangsvollstreckungsrecht und als Vorbereitung auf die mündliche Prüfung die Examinatorien im Zivilrecht und Strafrecht sowie den Wiederholungs- und Vertiefungskurs im Zivilrecht gehört.

Wir haben uns also nicht auf die Examinatorien beschränkt, sondern bewusst auch Vorlesungen gewählt, die im Studienplan früher vorgesehen sind. Hintergrund der Auswahl war vor allem der individuelle Kenntnisstand und die unseren Vorstellungen entsprechenden Dozenten.

Lernplan

Ausgangspunkt unserer Planung war der in § 8 JAPrO genannte Prüfungsstoff. Während der Vorlesungszeit haben wir die großen Themengebiete der parallel laufenden Examinatorien gelernt. Dafür haben wir jeweils ein Lehrbuch (häufig sogenannte Examens-Repetitorien wie z.B. Seiler Verwaltungsrecht; Habersack Sachenrecht; Grigoleit/Herresthal BGB AT) gewählt und die Kapitel, die wir für sinnvoll hielten, auf die Termine in der Lerngruppe verteilt. Anfangs hat jeweils einer von uns eine stichwortartige Übersicht (1-2 Seiten) einer Lerneinheit angefertigt, später haben wir auf Wiederholungsfragen umgestellt (Mischung aus Verständnis- und Wissensfragen).

Die Themengebiete, die wir damit noch nicht abdecken konnten (z.B. Nebengebiete, in unserem Fall auch Schuldrecht AT), haben wir blockweise in den Semesterferien nachgeholt.

Lerngruppeneinheiten

Über die erarbeiteten Lerneinheiten haben wir uns an drei Treffen in der Woche (à 1,5-2h) gegenseitig abgefragt und diskutiert. Begonnen haben wir meist mit einer kurzen Wiederholung des Themas der vergangenen Woche. Die Lerngruppe haben wir so gelegt, dass der Stoff in der Regel am Nachmittag des Vortags gelesen werden konnte.

Im Semester direkt vor dem Examen haben wir uns nur noch zweimal in der Woche getroffen und haben gemeinsam wiederholt sowie kleine Fälle gelöst.

Klausurenkurs

Zu Beginn der Vorbereitung haben wir nur vereinzelt Klausuren ausformuliert oder Lösungsskizzen angefertigt. Im zweiten Semester haben wir die Samstagsklausuren geschrieben, im dritten dann zusätzlich die Dienstagsklausuren, um die Klausuren- und Fallpraxis zum Examen hin zu steigern.

Wir wünschen euch ganz viel Erfolg und das nötige Durchhaltevermögen!

Erfahrungsbericht über die Examensvorbereitung von Julia Felbinger

zweistelliges Ergebnis in der 1. Staatsprüfung

Meine Examensvorbereitung begann ich im März/April zum SS 2018. Im Semester zuvor besuchte ich bereits einige Examinatorien probeweise zur Orientierung, um sodann die Entscheidung für das Unirep und gegen kommerzielle Repetitorien treffen zu können.

Ich wählte das Unirep anfangs, um mich während des ersten halben Jahres noch auf die mündliche Schwerpunktprüfung vorbereiten zu können, und dann war ich so zufrieden damit, dass ich einen Wechsel zum kommerziellen Repetitor nicht mehr in Erwägung zog.

Erarbeiten des Stoffs

Am Unirep schätzte ich die Möglichkeit sehr, an die Professoren Fragen stellen zu können und in der Vorlesung aktiv mitzuarbeiten und mitzudenken, um zu prüfen, ob man es richtig verstanden hat. Das erspart jedoch nicht das Durcharbeiten von Lehrbüchern, um den Stoff komplett abzudecken. Passend zum Stoff der Examinatorien besorgte ich mir daher jeweils Lehrbücher (meistens diejenigen aus der grünen Unirep-Reihe) und arbeitete diese systematisch durch. An diesen gefiel mir, dass sie das Themengebiet nicht jeweils für sich, sondern den Stoff auf Examensniveau vernetzt mit den anderen Rechtsgebieten darstellen und die Theorie mit vielen Fällen kombinieren. Da muss jedoch letztlich jeder für sich entscheiden, welche Bücher zum Wissensstand und den eigenen Vorlieben passen. Gerade fürs Zivilrecht war für mich am Ende, wenn man den Stoff einmal komplett erarbeitet hatte, eine Wiederholung oder „Wissensabfrage“ anhand des Medicus/Petersen sehr erhellend.

Ich besuchte neben dem Examinatorium nur noch den WuV-Kurs, jedoch schadet es sicherlich nicht, einige ausgewählte „normale“ Vorlesungen zu besuchen, wenn man noch grundlegende Lücken in Gebieten hat und einem das Hören hilft, besser oder schneller zu verstehen. Doch das ist auch eine Zeit- bzw. Kosten-Nutzen-Frage.

Parallel zum Durcharbeiten der Bücher und Vor- und Nachbereiten der Materialien des Examinatoriums erstellte ich mir Karteikarten, sodass ich das ganze Wissen „gebündelt“ hatte und zwischendurch und am Ende nochmals in kurzer Zeit wiederholen konnte.

Die Ferien vor Beginn und nach dem ersten halben Jahr widmete ich passend zu den Ferienexaminatorien den Nebengebieten, um auch diese einmal komplett aufgearbeitet zu haben.

Während der Zeit des Erarbeitens des gesamten Stoffes orientierte ich mich an dem in § 8 JAPrO genannten Prüfungsstoff, um abzugleichen, was mir noch fehlt. Ich schaffte es erst ca einen guten Monat vor dem Examen, alles einmal durchgearbeitet zu haben und wiederholte ab dann nur noch anhand meiner Karteikarten.

Klausuren, Klausuren, Klausuren

Ab Ende April begann ich, möglichst jede der Dienstags- und Samstagsklausuren mitzuschreiben. So konnte ich bis zum Examen im Februar 2019 einiges an Klausurenpraxis sammeln. Ich hatte das Gefühl, je mehr Klausuren ich schrieb, desto weniger Angst hatte ich vor ihnen, was mir auch in der schriftlichen Prüfung letztlich half.

Lerngruppe

Im ersten halben Jahr traf ich mich wöchentlich mit drei KommilitonInnen, die jetzt im September ins Examen gehen, um gemeinsam Fälle durchzusprechen und über die problematischen Punkte zu diskutieren, wobei abwechselnd jeder einmal den Fall vorbereitete. Im letzten halben Jahr wurde hierfür die Zeit leider zu knapp.

Fazit

Wie man die Examensvorbereitung gestaltet, welches Repetitorium man wählt, welche Bücher man liest, wie lange man täglich lernt, welchen Zeitrahmen man sich generell setzt usw. ist sehr individuell und hängt vom persönlichen Lerntyp ab sowie davon, in welcher „Ausgangslage“ man sich befindet. Man sollte immer wieder kritisch reflektieren, ob der gewählte Weg der Richtige ist und wenn ja, diesen konsequent durchziehen. Dabei half es mir, dass ich „nur“ ein Jahr durchhalten musste – der Verbesserungsversuch stand als Hintertür ja noch im Raum. Das machte es für mich auch psychisch leichter.

Ich wünsche euch viel Erfolg, Durchhaltevermögen und das nötige Quäntchen Glück!

Erfahrungsbericht über die Examensvorbereitung von Lukas Paysan und Giulio Erbar

jeweils zweistelliges Ergebnis in der 1. Staatsprüfung

Ein Patentrezept für die gelungene Examensvorbereitung gibt es sicher nicht, aber wir denken, je mehr man sich mit verschiedenen Strategien und Ideen auseinandersetzt, desto eher findet man einen Weg, der den eigenen Bedürfnissen gerecht wird. Wir wollen an dieser Stelle unseren Weg kurz skizzieren:

Vorlesungen

Mit der Examensvorbereitung begonnen haben wir im Sommersemester 2019, wobei wir in diesem Semester auch noch den Schwerpunkt absolviert haben, weshalb wir lediglich die Hälfte der Lernzeit in die Examensvorbereitung investiert haben. In dieser Zeit haben wir vornehmlich das Examinatorium und Vorlesungen besucht, bei denen wir das Gefühl hatten, dass wir beim ersten Hören nicht alles verstanden haben (etwa Kreditsicherungsrecht und den Wiederholungs- und Vertiefungskurs). Zu diesem Zeitpunkt hatten wir alle Vorlesungen des Grund- und Hauptstudiums mindestens einmal gehört, weshalb wir mit einem soliden Grundwissen in die Examensvorbereitung starten konnten. Das schriftliche Examen haben wir im Herbst 2020 absolviert, sodass wir das Examinatorium für drei Semester besucht haben.

Der Beginn des Examinatoriums ist sicher anspruchsvoll, da das Niveau doch deutlich über demjenigen der Übungen liegt. Gerade auch im Erarbeiten der Falllösung im Dialog merkt man deutlich die Unterschiede zu denjenigen, die kurz vor dem Examen stehen. Aber dies kann auch ein sinnvoller Gradmesser sein, wenn es darum geht, abzuschätzen, wann man selbst examensreif ist. Zudem haben wir im Examinatorium immer sehr von den Beiträgen der Kommilitoninnen und Kommilitonen profitiert, weil sie zum eigenen Nachdenken und zur aktiven Mitarbeit anspornen.

Das Examinatorium ist jedoch keine rein wissensvermittelnde Vorlesung. Am meisten profitiert man sicher, wenn man bereits über ein solides Grundwissen verfügt. Hinderlich ist es jedenfalls, wenn man ein Rechtsgebiet bei Beginn der Examensvorbereitung noch gar nicht bearbeitet hat, weil dann viel Zeit für die Erarbeitung der Basics verloren geht.

Das Examinatorium bietet mit dem Semester- und dem Ferienkurs ein umfassendes Programm, das zwar keinesfalls die Eigenarbeit entbehrlich macht, aber jedenfalls kein zusätzliches Repetitorium erfordert.

Literatur

Es gibt in den Examinatorien keine Skripte, sondern je nach Kurs (ausformulierte) Lösungsskizzen und Übersichten. Das Lesen von zusätzlicher Literatur ist demnach unentbehrlich. Grundsätzlich können wir die Bücher der Unirep-Reihe empfehlen. Sie bieten eine gute Übersicht über die examensrelevanten Probleme und vermitteln ein Gefühl für das Wesentliche. Insbesondere in den zentralen Rechtsgebieten (Schuldrecht, Sachenrecht, Allgemeines Verwaltungsrecht etc.) ist es aber sicher keine verschenkte Zeit, zusätzlich ein umfangreicheres Lehrbuch zu lesen. In den Nebengebieten ist das Lesen eines solchen umfangreicheren Lehrbuchs zwar nützlich, aber es sollte stets die Bedeutung des Gebietes vor dem Hintergrund der knappen Lernzeit berücksichtigt werden.

In jedem Fall raten wir dazu, zu Beginn der Examensvorbereitung eine Liste mit allen Rechtsgebieten anzulegen und jeweils die Literatur, die man lesen möchte, dort zu vermerken. So kann ein Überblick über das gesamte Programm der Vorbereitung gewonnen werden. Auch lässt sich anhand der Liste ermitteln, wie lange die Vorbereitung ungefähr dauern wird.

Uns hat es geholfen, die Literatur nicht nur zu verstehen, sondern auch zusammenzufassen, um später eine gezielte Wiederholung zu gewährleisten.

Als übergreifende Werke empfehlen wir Bürgerliches Recht von Medicus/Petersen sowie Staudinger – Eckpfeiler des Zivilrechts.

Lerngruppe

In der Examensvorbereitung ist eine Lerngruppe besonders sinnvoll. Wir haben dort einmal in der Woche ein Rechtsgebiet anhand unserer Zusammenfassungen besprochen und einmal einen Fall gelöst (in den einschlägigen Ausbildungszeitschriften gibt es einen unergründlichen Fundus). Gerade in der Pandemie kann zur Partnerfindung die Lernpartnerbörse der Fakultät nützlich sein.

Die Lerngruppe war für uns aber nicht nur in fachlicher Hinsicht wichtig, sondern auch in psychischer, weil sie in schwierigen Phasen Rückhalt bieten kann.

Klausuren

Das Klausurschreiben ist zeitaufwendig und anstrengend, aber lohnt sich ungemein. Zum einen kann man erlerntes Wissen anwenden und damit festigen, zum anderen lernt man, sich in der Klausursituation zu Recht zu finden. Der Punkt, an dem man jede Klausur nach dem Lesen des Sachverhaltes runterlösen kann, wird nicht kommen, sodass es hilfreich ist, sich frühzeitig mit dem Bearbeiten eines unbekannten Falles auseinanderzusetzen. Zudem solltet ihr bereits zu Beginn der Examensvorbereitung mit dem Schreiben von Klausuren beginnen, weil man dies dann nicht lange vor sich herschiebt und bereits frühzeitig ein Gefühl für Examensklausuren bekommt. Und auf keinen Fall von schlechten Noten entmutigen lassen; jede Klausur, mit der man sich beim Schreiben und in der Besprechung auseinandersetzt, stellt einen wichtigen Lernbeitrag dar.

Fazit

Wofür auch immer ihr euch entscheidet, denkt daran, dass Licht am Ende des Tunnels wartet und der Wert eines Menschen nicht von der Examensnote abhängt. Das Examinatorium ist dabei für die Examensvorbereitung ein ausgezeichnetes Programm, das wir nur empfehlen können.